230 Besucher beim Parkinsontag in der Bürgerhalle Herzebocholt

Erstmalig veranstaltete die neurologische Fachklinik ihren jährlichen Parkinson-Tag in der Bürgerhalle Herzebocholt und lud wieder Betroffene, Angehörige, Ärzte und Interessierte ein. „Bereits in den vergangenen Jahren ist das Interesse immer weiter gewachsen, so dass wir uns in diesem Jahr dazu entschieden haben, die Veranstaltung in einer größeren Location durchzuführen. So konnten wir rund 100 Besuchern mehr die Möglichkeit geben, am Parkinson-Tag teilzunehmen“, berichtete Verwaltungsdirektor Sebastian Lasczok und ergänzte, dass es diesmal 230 Besucher waren.

Eröffnet wurde die Informationsveranstaltung mit einem Grußwort von Friedrich-Wilhelm Mehrhoff, dem Geschäftsführer der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V. (dPV). Die Diagnose „Parkinson“ trifft auch heute die meisten Menschen völlig unvorbereitet. In der Öffentlichkeit fällt Befragten in diesem Zusammenhang beispielsweise oft nur das Zittern der Betroffenen ein. Außerdem werden als Patienten lediglich alte Menschen erwartet. Die Aufklärung der Öffentlichkeit sowie die Beratung für Erkrankte und deren Angehörige sei aus diesem Grund ein sehr wichtiger Aspekt.

Behandlungsbausteine

Prof. Dr. Michael Haupts, Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Augustahospitals,referierte zunächst über das Krankheitsbild und dessen Entstehung. Ursache der Erkrankung ist, dass der Körper immer weniger Dopamin bildet – ein Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen wichtig ist, aber auch für die Psyche. „Wichtig sei“, so Professor Dr. Haupts, „dass der Patient die Krankheit akzeptiert“. Denn neben der medizinischen und medikamentösen Behandlung ist auch die Eigeninitiative des Patienten gefragt. Hier sprach der Professor vom „Bewegungsmuster“. Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren in vielfältiger Weise verbessert. Dennoch bleibt es bisher eine Erkrankung, die nicht heilbar ist und für Betroffene teilweise große Herausforderungen mit sich bringt.

Schrittmacher für das Gehirn

Dr. Stefan Groiss, Oberarzt des Universitätsklinikums Düsseldorf, stellte anschließend Eskalationsstrategien beim fortgeschrittenen Parkinson-Syndrom vor. Der fehlende Botenstoff im Gehirn werde mittlerweile durch Tabletten und Spritzen gut ersetzt, wie Groiss erklärt. Welche Mittel am besten geeignet sind, unterscheide sich von Fall zu Fall. Eine eher neuere Methode sei ein kleines Gerät, eine Art Schrittmacher fürs Gehirn. Vergleichbar einem Herzschrittmacher, rege es die Aktivitäten im Kopf durch Strom an. In einer Operation wird es eingesetzt.

Schlafstörungen sind oft ein unangenehmer Begleiter

Nach einer kurzen Pause richtete Dr. Marius Humpert, Parkinson-Departmentleiter und Oberarzt des Augustahospitals, den Fokus auf das Thema „Schlafstörungen bei Parkinson“. Parkinson ist häufig mit Schlafstörungen verbunden, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen führen können. Es gebe verschiedene Ursachen – aber auch mehrere Tipps und Tricks zur Verbesserung des Schlafs konnte Humpert erläutern.

Bewegung ist extrem wichtig

Jens Kirstein, Abteilungsleiter der Physiotherapie des Augustahospitals, ging im letzten Vortrag auf „Aktivierende Therapien“ mit dem Schwerpunkt „Laufbandtraining“ ein. Im Laufe der Zeit kostet es Parkinson-Patienten immer mehr Mühe, sich zu bewegen. Dennoch ist Bewegung extrem wichtig, denn der Körper braucht sie, um funktionieren zu können. Außerdem gebe es moderne Behandlungsmöglichkeiten bei Gang- und Gleichgewichtsbeeinträchtigungen.  Das Augustahospital erweiterte sein Portfolio in diesem Jahr beispielsweise um ein Laufband, welches modernste Technologien wie die erweiterte und virtuelle Realität einsetzt, um Patienten in einer sicheren und kontrollierten Umgebung zu behandeln und das Gehen weiter zu verbessern.

Informationsstände rundeten das Veranstaltungsprogramm ab. Bei einem gemütlichen Kaffee bestand die Möglichkeit zum Austausch unter Betroffenen sowie mit Mitarbeitern des Augustahospitals.“

Foto: Augustahospital