Es gibt in Deutschland hunderte von Städten mit einer Größenordnung bis 12000 Einwohner. Isselburg ist eine von ihnen. Wo steht eigentlich die Stadt im Verhältnis zu anderen Kommunen mit etwa gleich großer Einwohnerzahl? Einige Wenige werden Isselburg für den Nabel der Welt halten. Wieder Andere meinen, dass Isselburg am A… der Welt liegt. Wie meistens im Leben liegt die Wahrheit wohl in der Mitte.
Die Infrastruktur scheint in Isselburg in Ordnung zu sein. Mit den Firmen Trox, Novoferm, Isselguss und VKF Renzel gibt es vier große Firmen, die vielen Isselburger Bürgern Lohn und Brot ermöglichen. Auch das Augusta-Hospital ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt. Einen hohen Stellenwert genießt die Landwirtschaft, in der auf großen und kleinen Höfen, sowie in den örtlichen Lohnunternehmen, das Geld zum Leben verdient wird. Aber ist das ausreichend für eine Stadt dieser Größenordnung? Wie Untersuchungen ergeben haben, bleibt von einem ausgegebenen Euro nur etwa die Hälfte in Isselburg. Das heißt, die Stadt hat wenig Kaufkraft. Viele Bürger kaufen in den umliegenden Kommunen, wie Rees oder Bocholt ein. Da kann man sich als Bürger auf der einen Seite nicht über die schlechte finanzielle Lage der Stadt beschweren und auf der anderen Seite mit seinem Kaufverhalten dafür sorgen, dass die anderen Städte ihren Gewerbesteueranteil auch von Isselburger Bürgern bekommen. Jeder investionswillige Geschäftsmann wird sich dann dreimal überlegen, in Isselburg sein Geschäft zu eröffnen.
Die Versorgung für unsere älteren Mitbürger ist sicherlich auf einem sehr hohen Stand. Essen auf Rädern und betreutes Wohnen sind nur zwei Stichpunkte. Mit dem Melanchtonstift, dem Elisabeth-Haus und dem Haus Rothkirch gibt es ausreichende Möglichkeiten für die stationäre Betreuung unserer älteren Mitbürger. Noch ist die ärztliche Versorgung auf einem guten Stand. Allerdings, und das ist keine neue Erkenntnis, wird sich das in den kommenden Jahren ändern. Die niedergelassenen Ärzte kommen langsam in die Jahre und manch einer spekuliert schon mit dem Rückzug in den Ruhestand. Nachwuchs ist allerdings weit und breit nicht in Sicht.
Vollkommen unzureichend ist sicherlich das Angebot für die Jugendlichen der Stadt. Die Jugenhäuser in Anholt und Isselburg können den Jugendlichen aufgrund ihrer Öffnungszeiten nur ein begrenztes Angebot an Freizeitgestaltung bieten. Gäbe es die stark engagierten Jugendabteilungen in den vier Fußballvereinen, sowie in der Handballabteilung der HSG nicht, wären die Probleme noch viel größer. Auch ist hier die Teakwondo-Abteilung des Isselburger Sportparks mit Trainer Jörg Buchowski zu nennen, die eine hervorragende Jugendarbeit leistet. Aber kann das alles sein?
Wo gibt es Möglichkeiten für Jugendliche, sich auch mal nach 20 Uhr zu treffen. Altersgerechte Lokalitäten, wo die Heranwachsenden bei aktueller Musik Billard spielen, Darten oder Kickern können, gibt es nicht. Besonders gravierend ist dieser Zustand an den Wochenenden. Das Ergebnis dieser Situation sieht man an Punkten, wie etwa dem Bouleplatz in Anholt, oder dem Ständebaum in Isselburg. Dort sitzen dann manchmal bis zu zwanzig junge Leute, hören Musik und trinken mitgebrachte Alkoholika. Und vielfach tun sie dann genau das, was dann wieder Wasser auf die Mühlen vieler Erwachsener ist. Sie hinterlassen diese Treffpunkte dann als Müllhalde. Herumliegende Pappschachteln diverser Fastfoodläden, leere Flaschen und oftmals zersplittertes Glas, sowie Beschädigungen an den Einrichtungen bekräftigen die Meinung vieler Erwachsenen, dass Jugendliche kein Benehmen kennen und keine Achtung und Respekt vor dem Eigentum anderer Leute haben. Tja, ihr lieben Jugendlichen, an diesem schlechten Image haben viele von euch selbst stark mitgearbeitet.
Nun sind das im Grunde keine neuen Themen. Viele dieser Punkte haben im letzten Wahlkampf vor der Kommunalwahl eine große Rolle gespielt. Passiert ist seit dem eigentlich nichts. Aber es wäre falsch, die Probleme allein der Politik und der Verwaltung anzukreiden. Da muss sich jeder Bürger an die eigene Nase fassen und überlegen, was er selbst an praktikablen Lösungsvorschläge in der Schublade hat. Die Stadt kann nicht selbst ein Geschäft eröffnen, in dem es Lederwaren zu kaufen gibt. Die Stadt kann auch nicht ein Lokal für Jugendliche eröffnen und sie kann auch kein Konzert mit zeitgemäßer Musik für Jugendliche veranstalten. Da sind dann schon Leute gefragt, die ein bisschen Risiko gehen können, die Ideen entwickeln und die Stand- und Durchsetzungsvermögen haben und die von solch einem Engagement nicht gleich den Erlös erwirtschaften wollen, um sich anschließend in den Ruhestand zu begeben.
Wenn sich hierzu findige Köpfe, die Isselburg unzweifelhaft hat, zusammentun, um ein Konzept zu entwickeln und es dann auch in die Tat umsetzen, könnten einige Probleme der Stadt gelöst werden. Eine Steigerung der Lebensqualität, gerade für die Jugend, die doch, wie immer betont wird, die Zukunft bedeutet, wäre die Folge. Vielleicht gäbe es dann einige Leute mehr, die Isselburg für den Nabel der Welt halten. Zumindest würde viele verstummen, die Isselburg am A… der Welt wähnen.
Frithjof Nowakewitz