Der damalige Bahnhof in Werth wurde für viele Männer aus dem niederländischen Apeldoorn am 3. Dezember 1944 zum Alptraum schlechthin. Und für zwei Zeitzeugen und deren Familienangehörigen, sowie den Familien der damaligen Opfer sind die Erinnerungen an den Geschehnissen noch heute präsent.
Irrtum führt zur Tragödie
Rund 4.500 niederländische Zwangsarbeiter, viele davon aus Apeldoorn, sollten mit zwei Zügen an die „Ijssellinie“ transportiert werden. Die Route führte auch über Werth. Englische Jagdflieger, die den Bahnhof überflogen hielten die beiden im Bahnhof Werth stehenden Züge irrtümlich wohl für Züge mit militärischem Inhalt. Aufgrund dieses Irrtums beschossen die Piloten die Züge. Hierbei starben zwanzig Männer und viele andere wurden zum Teil schwer verletzt.
Sichtbare Erinnerung
Auf der Website Stichting „Dwangarbeiders Apeldoorn 1940-1945 werden die Begebenheiten von vor nun fast 75 Jahre durch Berichte der Zeitzeugen wiedergegeben und so die Erinnerungen daran aufrecht erhalten. Nach dem Willen des Heimatkreis Werth und hier federführend von Johann Radstaak sollte auch in Werth sichtbar an die Geschehnisse vom Dezember 1944 erinnert werden.
Niederländische Zeitzeugen
Mit der Hilfe von Sponsoren und vielen ehrenamtlichen Helfern wurde nun an der Deichstraße, unweit des damaligen Bahnhofs eine Gedenkstätte geschaffen, die am vergangenen Samstag im Beisein von ca. 100 Menschen enthüllt wurde. Mit dabei waren die ehemaligen niederländischen Zwangsarbeiter Regts und Gerritsen, der Vertreter der Stichting Dwangararbeiders Apeldoorn, Arend Disberg, sowie Tina Oostendorp vom Stadtarchiv Rees und natürlich Bürgermeister Michael Carbanje.
Carbanje mahnte Erhalt der demokratischen Grundwerte an
Michael Carbanje machte in seiner Rede deutlich, dass Demokratie das höchste Gut sei, dass es zu verteidigen gilt. „In Zeiten, in denen rechtspopulistische Parteien wie die AFD scheinbar an politischem Zuspruch gewinnen, ist es umso wichtiger, dass wir in Erinnerung rufen, welche grausamen Ereignisse sich hier an dieser Stelle vor etwas mehr als 74 Jahre ereigneten“. Daher, so der Bürgermeister, sei es wichtig, dass sich auch aufgrund dieses Denkmals unsere „junge Generation“ in Erinnerung ruft, welche Grausamkeiten in Deutschland geschehen sind, um sich so in Zukunft engagieren, um demokratische Grundwerte zu erhalten und nach ihnen zu leben.
Das Erlebte eines Zeitzeugen
„Ob wir diesen Tag, an welchem wir an die Tragödie des 3. Dezember 1944 erinnern möchten, als Zeichen des Verzeihens werten dürfen, das können uns nur unsere niederländischen Gäste beantworten“, erklärte Hermann van Thiel, Vorsitzender des Heimatvereins, bei seiner Begrüßungsansprache. Sehr emotional wurde es, als Arend Disberg auf niederländisch und Tina Oostendorp auf deutsch die Geschichte von Jacob Regts verlasen, der das Drama als Beteiligter erlebte und überlebte. Enthüllt wurde der Gedenkstein von J. de Lauter und A. Meeboer.
Bläser vom Isselburger Blasorchester und Astrid Marunski auf der Violine sorgten für musikalische Begleitung
Anschließend legten neben Annelore Blecking vom Werther Heimatverein, auch zahlreiche Gäste Blumen am Gedenkstein ab. Musikalisch wurde die Veranstaltung von einer kleinen Bläsergruppe des Isselburger Blasorchesters begleitet, sowie von Astrid Marunski, die auf der Violine einige Musikstücke präsentiere. Nach dem offiziellen Teil nutzten einige niederländische Besucher die Gelegenheit die Stelle zu besuchen, an der 1944 die Züge beschossen wurden. Der Heimatverein Werth hatte für alle Gäste eine Kaffeetafel im Jugendheim eingerichtet.