Heute fanden in vielen Städten bundesweit Mahnwachen statt, bei der die Gastronomen mit aufgebauten leeren Stühlen auf ihre prekäre Situation aufmerksam machen wollten. Auch vor dem Rathaus in Isselburg. Ihren Anfang hatte die Aktion „Leere Stühle“ in der vergangenen Woche in Dresden.
Leere Räumlichkeiten und leere Kassen
Leere Gaststätten, leere Restaurants und leere Hotels, sowie leere Stühle und Tische. Und leere Kassen. Auch wenn die betroffenen Gastronomen auf der einen Seite die Einschränkungen aufgrund der Coronakrise mittragen, benötigen sie andererseits aber dringend Hilfe. Das machten heute die Betreiber des Landhaus zur Issel, dem Restaurant Krasemann aus Werth, dem Steakhouse Isselburg, der Gaststätte Langenhorst aus Heelden, der Anholter Schweiz mit dem Schweizer Häuschen und dem Parhotel Wasserburg aus Anholt deutlich.
Gastronomen demonstrieren vor dem Rathaus
Sie hatten getreu dem bundesweiten Motto ebenfalls leere Stühle vor dem Isselburger Rathaus aufgebaut. „Wir brauchen jetzt Hilfe“, ist der einhellige Tenor. Die vom Bund angekündigte Senkung der Mehrwertsteuer von neunzehn auf sieben Prozent bringt ja erst was, wenn man wieder Einnahmen hat. Daran ist aber in nächster Zeit nicht zu denken. Zumal, und das war auch eine einhellige Meinung, die Menschen derart verunsichert sind, weil sie nicht wissen, wie es um sie selbst zukünftig im Job aussehen wird
Gebuchte Veranstaltungen werden storniert
Peter Brune vom Parkhotel erklärte, dass gebuchte Veranstaltungen, wie etwa runde Geburtstage, Hochzeiten oder Jubiläen wieder reihenweise storniert werden. Und auch die Hotelbetten bleiben leer. Dies gilt auch für das Restaurant Krasemann in Werth und dem Landhaus zur Issel, die ja ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. Auch die Gasträume der Gaststätte Langenhorst und dem Steakhous sind verwaist.
8.000 Besucher auf dem Landesgartenschaugelände, aber der Wildpark Anholter Schweiz muss geschlossen bleiben
Monika Westerhoff-Boland vom Wildpark Anholter Schweiz kann nicht nachvollziehen, dass auf dem Landesgartenschaugelände in Kamp-Lintfort an zwei Tagen fast 8.000 Besucher zugegen waren und dies auch an weiteren Tagen erlaubt ist, der Wildpark mit seinem 56 ha großen Gelände aber geschlossen bleiben muss. „Auch wir können die Besucher durch den Park leiten, notfalls auch Wege sperren und auch nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern zulassen“, erklärte Westerhoff-Boland. Und noch einen Pluspunkt sehen die Gastronomen für sich: „Wenn sich einer mit Hygienevorschriften auskennt, dann doch wohl wir als Gastronomiebetriebe“.
Bürgermeister und Landrat wollen direkte Zuschüsse
Bei Bürgermeister Michael Carbanje liefen die Gastronomen augenscheinlich offene Türen ein. So waren bei der letzten Besprechung der Bürgermeister mit Landrat Dr. Kai Zwicker die Probleme der Gastronomen ein Thema. „Starker Handlungsbedarf besteht nach einhelliger Auffassung des „Krisenstabs Wirtschaft“ für die Gastronomie einschließlich Eventmanagement, für den Tourismus und den Kulturbereich. Der dringende Appell an Bund und Land NRW lautet daher: „Helft unseren Gastronomen, unseren Hoteliers und lasst unsere Kulturschaffenden nicht im Stich! Sonst droht die Verödung unserer Städte und Dörfer, selbst wenn das Virus besiegt ist. Hier sollte auch über direkte Zuschüsse nachgedacht werden.“ Der Landrat wird diese Forderungen an die zuständigen Ministerien in Bund und Land weiterleiten“, heißt es in einer heute erschienenen Presseerklärtung des Kreis Borken.
„Meldet euch bei mir“
Carbanje ermunterte die Gastwirte, sich vertrauensvoll an ihn oder den entsprechenden Verwaltungsmitarbeiter zu wenden, wenn es betriebsbedingt zu Probleme kommen sollte. Dies gelte beispielsweise auch für mögliche Steuervorauszahlungen an die Kommune, „denn“, so Carbanje, „wir sind noch lange nicht durch“. Er sicherte Hilfe zu, sofern sie auch in seiner Macht steht.
DEHOGA verlangt Rettungspaket
Hilfe fordert auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA. Er kritisiert die Reihenfolge der vom Koalitionsausschuss getroffenen Entscheidungen und befürchtet weiterhin Tausende von Pleiten im Gastgewerbe. „Als erstes müssen unsere Betriebe die Zeit bis zur Lockerung der Maßnahmen überstehen. Dafür brauchen sie jetzt Liquidität. Die ist auch nach der Eröffnung und dem langsamen Anlaufen des Betriebes notwendig. Und erst dann hilft der reduzierte Mehrwertsteuersatz“, erklärt der Verbandspräsident der DEHOGA NRW, Bernd Niemeier. „Wer aber großflächige Pleiten in Gastronomie und Hotellerie bis dahin verhinden möchte, der muss jetzt mit einem Rettungspaket gegensteuern“, so Niemeier.
Fotos: Frithjof Nowakewitz