Was haben sich Befürworter und Skeptiker in den politischen Sitzungen oftmals einen heftigen Schlagabtausch bezüglich einer zu gründenden Privatschule geliefert. Und wie wurden Fachleute als inkompetent bezeichnet, die schon viele Privatschulen auf den Weg gebracht haben. Alles ist Geschichte, die freie Gesamtschule Weitblick hat ihren Betrieb aufgenommen. Seit drei Monaten werden dort 26 Fünftklässler unterrichtet. Und das machen die Verantwortlichen der Schule offensichtlich so gut, dass schon jetzt bei vielen Eltern der Run auf einen Platz für das Schuljahr 2023/2024 eingesetzt hat.
Fast 70 Interessierte Eltern nutzten am vergangenen Mittwoch die Chance, sich im PZ der ehemaligen Hauptschule über die Freie Gesamtschule Weitblick im Allgemeinen und über das Lernkonzept im Besonderen zu informieren. Dazu gab es Information von Daniele Bruns und Werner Konnik (Leitungsteam), von Rita Nehling und Thomas van Wahsen (Schulträger), sowie von Andreas Pasckert und Christa Testroet (Förderverein)
Kinder sollen das Lernen lernen
Daniela Bruns stellte zunächst das Schulkonzept vor und begann dabei mit einem Leitsatz: „So wie du bist, bist du gut.” Dieser Satz gilt vorurteilsfrei für alle Schüler und Schülerinnen. In den Vordergrund rückt dabei stets das Positive, dass ein Kind ausmacht. „Hier sollen Kinder das Lernen lernen“, bekräftigt Daniels Bruns. Dazu gehört auch, dass Kinder sich selbst organisieren können. „Auch das will gelernt sein. Ein wesentlicher Bestandteil des Schullebens sind die drei Buchstaben „RAD”. Das R steht für Respekt, das A für Aufmerksamkeit und das D für Disziplin – Verhaltensweisen, die bei den anwesenden Eltern sehr gut ankamen.
Eltern werden mit eingebunden
Das Leitungsteam erklärte den Anwesenden auch, dass sich nicht immer alles nur in der Schule abspielt. “Wir waren am vergangenen Montag in der Anholter Schweiz, werden in nächster Zeit die Mühle in Werth, oder auch die Wasserburg Anholt besuchen.“ Dies hat Bruns zufolge nicht den Charakter eines Klassenausflugs, sondern in erster Linie eine pädagogischen Hintergrund. „Das ist Lernen“. Praktika in ganz unterschiedlichen, ortsansässigen Betrieben sind weitere Bausteine des außerschulischen Unterrichts. Bei fast allem, was das Organisatorische betrifft, waren und werden die Eltern mit eingebunden. „So wurde von diesen beispielsweise die Schulordnung verfasst“, erzählte Daniela Bruns. Wichtig ist für das Leitungsteam, dass die Eltern wöchentlich über die Lerninhalte informiert werden. “Alles, was wir an Themen bearbeiten, wird schriftlich festgehalten und den Kindern am Wochenende mit nach Hause gegeben. Die Eltern müssen mit ihrer Unterschrift bestätigen, dass sie davon Kenntnis genommen haben. Werner Konnik und Daniela Bruns bekräftigten auch, dass der Schulunterricht um 15:05 endet und die Kinder daheim keine Hausaufgaben erledigten müssten. „Es bleibt also wieder Zeit für die Familie und vor allem für Hobbys“, meinte Werner Konnik. Ein wichtiges Thema ist sicherlich auch die Versorgung der Kinder. „Das Mittagessen, das grundsätzlich gemeinsam eingenommen wird, kommt aus der Küche des Augustahospitals Anholt“, erklärt Daniel Bruns. Und es gibt Vollwertkost, wie auch vegetarische Kost. Vorschläge hierzu kamen Bruns zufolge vor allem von den Kindern selbst.
Einkaufslisten gibt es nicht mehr
Anschließend sprachen Rita Nehling und Thomas van Wahsen über die Schulsituation aus Sicht des Schulträgers. Dabei ging es verständlicherweise auch um die Finanzen. “Wir als Schulträger werden vom Land mit 87 Prozent, unter anderem auch für die Gebäudemiete, unterstützt, aber eben nicht zu 100 Prozent”, meinte Nehling und fügte hinzu, dass die restlichen 13 Prozent über Gebühren finanziert werden müssten. “Früher erhielten die Eltern von der Schule eine Liste, auf der stand, was alles von den Eltern eingekauft werden musste – Hefte, Bücher, Blei- und Buntstifte, Füllhalter gehörten jedes Jahr aufs Neue dazu”, rechnete Rita Nehling vor und fügte hinzu, dass ja dann auch noch die Klassenausflüge bezahlt werden mussten. “Jetzt beträgt der monatliche Beitrag 99,50 Euro, in dem alles enthalten ist, denn alles, was für den Unterricht benötigt wird, ist in der Schule vorrätig”, erklärte Nehling. Zudem werden Thomas van Wahsen zufolge die Kinder jetzt auch von einem Sponsor mit Tablets ausgestattet.
„Wir haben ein Luxusproblem“
Andreas Pasckert und Christa Testroet blickten aus Sicht des Fördervereins “Schule für Isselburg”, auf die letzten zehn Jahr zurück, die es gedauert hat, die Schule auf den Weg zu bringen. “Es waren viele Hindernisse zu nehmen”, erklärte Pasckert, wollte aber auf Einzelheiten nicht eingehen. Was er herausstellte war die Tatsache, dass der Förderverein 125 Mitglieder hat, von denen es 14 Betriebe sind. Was das kommende Schuljahr betrifft, sprachen Pasckert und Testroet von einem Luxusproblem, denn es zeichnet sich ab, dass es mehr Neuanmeldungen geben könnte, als die 31 zur Verfügung stehenden Plätze möglich machen. Werner Konnik hatte im Vorfeld schon berichtet, dass es zahlreiche Elternanfragen auch aus anderen Kommunen gebe. Dabei plädiert Konnik eindeutig dafür, zunächst die Isselburger Kinder zu berücksichtigen. Geplant ist, dass die Gesamtschule auch im Schuljahr 2023/2024 einzügig – also bei einer Fünferklasse – bleibt. „Für eine Erweiterung schon im kommenden Schuljahr fehlt schlichtweg der Platz“, sagte Andreas Pasckert.