Seit ca. drei Wochen hat das Rentiergehege der Anholter Schweiz eine neue Bewohnerin. Die einjährige Rentierdame hat Ende Juni ihre 1.900 km lange Reise vom Namsskogan Familipark in Trones in Norwegen angetreten. Der Ort liegt rund 450 km nördlich von Oslo. Tierpflegerin Patty Bijlsma erzählte, wie es zu der Aktion kam.
Rentier gegen Dachse
„Der Kontakt mit dem norwegischen Tierpark kam schon im vergangenen Jahr zustande“, erzählte die Tierpflegerin und fügt erklärend hinzu, dass sie immer Fotos von in der Anholter Schweiz zur Welt gekommenem Tiernachwuchs auch bei Facebook einstellt. Dies war auch so, als sich 2022 Nachwuchs bei den Dachsen einstellte. Möglicherweise sind die norwegischen Kollegen dadurch auf die Anholter Schweiz aufmerksam geworden. „Dort wurden nämlich Dachse gesucht und im weiteren Schriftverkehr – alles geht meist per Mail – haben wir erwähnt, dass wir ein Rentiermännchen suchen“, erzählte Patty Bijlsma. Nun gab es dort leider kein männliches Jungtier, so dass man sich Bijlsma zufolge dann für die Aufnahme eines weiblichen Jungtiers entschlossen hat. Im Gegenzug erhält der norwegische Park Dachse aus der Anholter Schweiz.
1.900 km von Trones in die Anholter Schweiz
Der Transport von Trones in die Anholter Schweiz war aufgrund der großen Entfernung relativ aufwendig und kostspielig. Nimmt man Hin- und Rückweg, so kommt man auf eine Strecke von fast 4.000 Kilometer. Hinzu kamen zudem behördliche Gebühren. Tierärztin Anne Brömmling erklärte, dass es auch Vorgaben im Sinne des Tierwohls gibt. So mussten während des Transportes in regelmäßigen zeitlichen Abständen Fütterungspausen eingelegt werden.
Rentiere lieben heimatliches Futter
Überhaupt stellt sich oft die Frage, was Rentiere eigentlich als Futter bekommen. In ihrer nordischen Heimat ernähren sie sich hauptsächlich von Gräsern, Moos und Flechten, die hier aber in der Form nicht wachsen. „Früher haben wir das Moos tatsächlich direkt aus Norwegen bezogen“, erzählt Patty Bijlsma. Heute ist das aber nicht mehr so, denn Bijlsma zufolge wird das Grünfutter direkt bei einem deutschen Importeur eingekauft.
Park sucht männliches Rentier
Aktuell leben jetzt in der Anholter Schweiz sieben Rentiere – zwei kastrierte männliche und fünf weibliche Tiere. „Die beiden männlichen Tiere sind kastriert, weil das Muttertier ebenfalls im Gehege lebt“, erklärt Patty Bijlsma. Durch die Kastration der beiden männlichen Tiere soll Inzucht verhindert werden. Somit fehlt immer noch ein männliches Tier, denn Ziel des Parks ist, dass bald wieder Rentier-Nachwuchs im Gehege ist. „Allerdings ist es schwer, einen Bullen zu bekommen, denn im Prinzip suchen alle Tierparks nach männlichen Tieren“, meint die Tierpflegerin. Sie setzt ihre Hoffnungen jetzt auf den Deutschen Wildgehege-Verband und dessen Vernetzung. „Alle Mitglieder des Verbandes können dort in einer Art Tierbörse einstellen, welche Tiere sie abgeben wollen oder suchen“, erläutert Bijlsma.