Weihnachtsstimmung kann man nicht kaufen – aber man kann sie ganz leicht bekommen. Dafür sorgt der Kirchenchor St. Pankratius an Heiligabend in der Christmette um 22:00 Uhr im „Anholter Dom“ mit seiner beeindruckenden Akustik. Zu hören sind internationale Werke aus alter und neuer Zeit. Neben Weihnachtsklassikern wie „Heilige Nacht“ von Johann Friedrich Reichardt, „Transeamus, usque Bethlehem“ von Joseph Ignaz Schnabel und „Tollite hostias“ aus dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns, singt der Chor natürlich auch das berühmteste Weihnachtslied der Welt, „Stille Nacht, heilige Nacht“ von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr mit einer selten zu hörenden zusätzlichen vierten Strophe.
Neu einstudiert hat der Chor „In tiefer Nacht trifft uns die Kunde“ von Huub Oosterhuis/Antoine Oomen. Oosterhuis, einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder der Gegenwart, wäre am 1. November 90 Jahre alt geworden. Im April dieses Jahres verstarb der Niederländer. Oosterhuis schrieb Lieder, die aus dem Leben kommen, aber weit über den Geist seiner Zeit hinausreichen. Charakteristisch für Werke des niederländischen Komponisten Antoine Oomen ist, dass Text und Musik in seinen Kompositionen aufeinander ausgerichtet und abgestimmt sind. Das Lied wirkt auf den ersten Blick verträumt schlicht und unscheinbar, hat aber sehr viel Musikalität und Tiefgang. Dies wird die Gottesdienstbesucher unmittelbar in den Bann ziehen.
Ebenso hat der Chor „Pueri concinite“ von Johann von Herbeck neu erarbeitet. Diese Motette wurde 1868 in der Wiener Hofburgkapelle uraufgeführt. Bis nach dem zweiten Wetkrieg gehörte es zum weihnachtlichen Standardrepertoire der Hofburgkapelle und kam fast jährlich zu Aufführung. Herbeck verarbeitete als Grundlage den Text „Resonet in laudibus“ aus dem 14. Jahrhundert und schrieb dazu eine Musik im pastoralen Stil für vierstimmigen Chor und Solotenor. Den effektvollen Solopart singt Stefan Kaiser, der Mitglied des Anholter Chores ist. Die Komposition ist ein kleines Juwel in der Christmette und Herbecks bekanntestes und beliebtestes Werk. In Anholt ist es erstmalig zu hören. Chor und Solist wechseln sich ab und steigern sich formvollendet in harmonische Höhen. Johann von Herbeck zählt zu den bedeutendsten musikalischen Persönlichen Wiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Während des Gottesdienstes gibt es natürlich auch für die Gemeinde viele Gelegenheiten kräftig und froh in die Weihnachtslieder einzustimmen. Martin Boland spielt auf der klangprächtigen (und inzwischen teilrenovierten) Seifert-Orgel weihnachtliche Werke. Die musikalische Gesamtleitung hat Sven Joosten.
Text und Bild: Sven Joosten