Vor dem Landgericht Münster beim Amtsgericht Bocholt wird der Fall zweier Brüder – Kevin und Justin D. – aus Werth verhandelt, die gemeinsam einen Mann im Oktober 2023 über drei Tage gefangen hielten, ihn folterten, vergewaltigten und ihn mittels einer Schusswaffe mit dem Tod bedrohten. Wurde am ersten Verhandlungstag am 12. April im Wesentlichen durch den Staatsanwalt nur die Anklage verlesen, so begann die Verhandlung am vergangenen Freitag mit den Einlassungen der beiden Angeklagten. Allerdings äußerten sie sich nicht selbst, sondern die jeweiligen Anwälte verlasen Erklärungen, die den Tatverlauf aus Sicht der Angeklagten darstellten. Die Anwälte erklärten zudem, dass sich ihre Mandanten auch im Verlauf der Verhandlung nicht weiter zum Tathergang äußern wollen.
Nebenkläger macht Aussage per Video-Schalte
Da der Nebenkläger noch immer stark traumatisiert ist, beschloss das Gericht, ihn per Video-Schalte zu befragen. Dabei befand er sich in einem anderen Raum des Gerichtsgebäudes. Der Mann schilderte stockend und sehr emotional, verbunden mit mehreren Pausen, was ihm widerfahren ist. Demnach wurde er über insgesamt drei Tage von den beiden Brüdern (26 und 30), zum großen Teil in einem extra dafür gebauten Verschlag, nackt gefangen gehalten, geschlagen, gewürgt, mit glühenden Zigaretten gefoltert und mit einer an den Kopf gehaltener Pistole vergewaltigt und zum Oralverkehr gezwungen. Auf Fragen des Richters reagierte er emotional, so dass die Befragung einige Male unterbrochen werden mussten.
Auslöser war wohl Eifersucht
Wie ist es eigentlich zu der Tat gekommen. Das Opfer und der Jüngere der beiden Brüder hatten sich in Wesel kennengelernt. Wobei das Opfer noch in Wesel bei seinen Eltern lebte, die beiden Brüder aber in Werth wohnten. Einer der Brüder hatte das Opfer dazu animiert, mit ihm eine Firma zu gründen und „richtig viel Geld zu machen“. Gegen den Widerstand seines Vaters verließ das Opfer die elterliche Wohnung und zog nach Werth. Dort verkehrte auch eine Frau aus Alpen – eine Bekannte von Kevin D., der eine engere Beziehung zu der Frau wollte. Da passte es ihm nicht, dass sich augenscheinlich die Frau aus Alpen und das spätere Opfer näherkamen. Ab da eskalierte dann die Sache und es kam zu den geschilderten Übergriffen. Letztendlich konnte sich das Opfer dadurch befreien, dass er bei Abwesenheit der beiden Brüder seine Fesselung lösen und sich zur naheliegenden Bäckerei flüchten konnte. Die dortigen Angestellten riefen dann die Polizei.
Fotos zeigen Verletzungen
Durch den Richter wurde zum Ende des zweiten Verhandlungstages die Gutachten der medizinischen Untersuchungen verlesen und die dazugehörenden Bilder gezeigt. Daraus gingen die massiven Verletzungen hervor. Die Bilder zeigten Hämatome, Kratz- und Würgespuren und Brandwunden auf einem Oberschenkel, verursacht durch das Ausdrücken brennender Zigaretten. Hinzu kommen die psychischen Schäden durch die ständige Gewaltanwendung, die Vergewaltigung und die immer wieder durch die beiden Täter suggerierte Todesangst. Seit Monaten befindet sich das Opfer in psychiatrischer Behandlung.
Die Verhandlung wird am 6. Mai mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt.