„Pflaume mit Pfiff“ begeisterte das Publikum

Wenn Missverständnisse, Liebschaften, Standesdünkel und menschliche Merkwürdigkeiten zusammenkommen, dann stecken wahrscheinlich wieder die Anholter Grenzlandlaienspieler dahinter. Bei der Premiere „Pflaume mit Pfiff“ zeigte sich das Publikum in der Mehrzweckhalle begeistert.

Pflaume mit Pfiff
Melanie Stanik-Vriesen, Manfred Juttner, Alfons Eising und Hannes Wiesmann (v.l.) in einer Spielszene (©Frithjof Nowakewitz)

Sonderbare Familienverhältnisse

Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt. Wilhelm, Seniorchef der ansässigen Gutsbrennerei feiert seinen 90. Geburtstag. Dazu taucht auch der Bruder des Jubilars auf, der vor 60 Jahre mit dem eigentlich geheimen Familienrezept der Pflaume mit Pfiff nach Schottland verschwunden ist. Wilhelm erkennt schnell, dass seine ehrgeizige Schwiegertochter hinter dieser ungebetenen Überraschung steckt. Aber wie es scheint, verfolgen auch die anderen Familienmitglieder, wie etwa die schwerhörige Gertrud, Ehefrau des Jubilars, oder der arbeitsscheue und stets angetrunkene Sohn Heinz-Wilhelm, sowie die aus verarmtem Adel stammende Schwiegerenkelin ganz andere Pläne.

Schnitzel und Bratkartoffeln reichen

Für den ganzen Trubel hat das Geburtstagskind (Alfons Eising) überhaupt kein Verständnis. Aus dem Geburtstag soll keine große Sache gemacht werden. „Zum Neunzigsten braucht man keine Gästeliste, da reicht der Pfarrer und ein Bestattungsunternehmen“, meint der Jubilar. Es braucht auch keine aufgehängten Girlanden. „Mir würde ein Schnitzel mit Salat und Bratkartoffeln reichen“, erklärt Wilhelm seiner Schwiegertochter Hannelore (Michaela Schmitz) angesichts der Anweisung an das Hausmädchen Lizzy (Kim Schlorke), den Tisch für die Gäste zu decken. Der für das Mahl gedachte Hammelmagen stieß dabei nicht überall auf Gegenliebe.

Ehefrau mit Techtelmechtel

Aus dem ganzen Theater hält sich Wilhelms Frau Gertrud (Melanie Stanik-Vriesen) raus. Die nur scheinbar schwerhörige Ehefrau beschäftigt sich eher mit ihrem Strickgarn. Die hatte es im Übrigen in jungen Jahren eher faustdick hinter den Ohren, hatte sie doch vor der Heirat mit Wilhelm auch ein „Techtelmechtel“ mit Wilhelms Bruder Heinrich. Da stellt sich die Frage, wer denn eigentlich nun der Vater von Heinz-Wilhelm (Hannes Wiesmann) ist. Vor allem der Doppelname lässt Raum für Spekulationen.

Bei Pflaume mit Pfiff wären die Schotten blind geworden

Pflaume mit Pfiff
Heinz-Wilhelm (Hannes Wiesmann) und Heinrich (Manfred Juttner) zelebrieren mit dem nötigen Hüftschwung das Golfspiel (©Frithjof Nowakewitz)

Heinrich (Manfred Juttner), der sich mit dem Rezept der Pflaume mit Pfiff vor 60 Jahre nach Schottland aus dem Staub gemacht hatte, erklärte seinen lieben Verwandten, dass die Hälfte der Schotten blind wäre, wenn sie Pflaume mit Pfiff getrunken hätten. Zum angeblichen Nationalgetränk Schottlands ist der Pflaumenschnaps nicht geworden. Der westfälischen Brennerei von Wilhelm schien es wirtschaftlich nicht sehr gut zu gehen. Wie Sohn Eddi (Frank Konnik) beichten musste, sorgte das Gemisch aus verschiedenen Obstsäften, versetzt mit Alkohol, nicht für hohe Absatzzahlen. Der trinkfreudige Sohn Heinz-Wilhelm teilt derweil mit Heinrich das Golfspiel als Hobby.

Verarmter Adel will hoch hinaus

In der Regel lösen sich Familienzwistigkeiten in solchen Theaterstücken in Wohlgefallen auf. Und manchmal ergeben sich auch ganz überraschende Ergebnisse. Vor allem, wenn es um die Liebe geht. So kommt dann auch raus, dass sich Tommi (Jens Berger), der Sohn von Hannelore, und das Hausmädchen Lizzy sehr nahestehen. Aber wie geht es denn mit der Brennerei von Wilhelm und dem Betrieb von Heinrich in Schottland weiter? Würde es nach der überkandidelten Vorstellung der aus verarmtem Adel stammenden Eleonore (Petra Jurk), der Frau von Eddi, gehen, würde sie mit ihren Mann nach Schottland ziehen, dort den Betrieb von Heinrich übernehmen und in einem großen Herrenhaus wohnen. Welche Überraschungen es gibt, und wie sich das ganze Durcheinander auflöst, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Petra Jurk, Michaela Schmitz, Hannes Wiesmann, Conni Sickmann (Maske), Lili Homölle-Struwe, Kim Schlorke, Alfons Eising, Melanie Stanik-Vriesen, Annette Schlorke (Souffleuse), Manfred Juttner, Jens Berger und Frank Konnik (von links) bilden das Ensemble der Anholter Grenzlandlaienspielschar (©Frithjof Nowakewitz)

Noch zwei Aufführungen

Dem Publikum hat die Vorführung gefallen. Szenenapplaus und langanhaltender Beifall zum Ende der Vorführung waren Beleg dafür. Ein besonderes Augenmerk lag und liegt dabei sicherlich auf Melanie Stanik-Vriesen, denn sie hat das Stück nicht nur geschrieben, sondern auch in ihrer Rolle als schwerhörige Gertrud begeistert. Die „Pflaume mit Pfiff“ präsentiert die Grenzlandlaienspielschar Anholt noch in der Woche nach Ostern am Samstag (26.4.) um 20 Uhr und am Sonntag (27.4.) um 17 Uhr in der Anholter Mehrzweckhalle.